Page 8 - Haupt- und Landgestüt Marbach
P. 8

 8
Haupt- und Landgestüt Marbach
temberg. Das Gestüt wurde da- bei, seiner Bedeutung gemäß um die Höfe Offenhausen, St. Johann und Güterstein erweitert.
Aus heutiger Sicht war die Wichtigkeit des damals ent- standenen Gestüts auf der Alb durchaus vergleichbar mit der Bedeutung, welche z. B. die Fir- ma Daimler-Benz heute für das Land Baden-Württemberg hat. Das Marbacher Gestüt machte Verkehr, Landwirtschaft und Mili- tär erst mobil. Selbst das preußi- sches Militär kaufte hier Pferde für unterschiedliche Zwecke ein.
Berühmt bis heute sind die Araberhengste König Wilhelm I. Der Hengst Bairactar und sei- ne Nachkommen bildeten den Grundstock der Weiler Vollblut- araberzucht. Bairactar war der erste Stempelhengst auf Weil und Begründer der bekannten Amurath-Linie. Diese Zuchtlinie bildeten den Grundstock der heutigen Araberzucht im Haupt- und Landgestüt Marbach.
Bairactar war Leibreitpferd von Wilhelm I. Die Abbildung
auf Seite 6 zeigt Wilhelm I. auf diesem Schimmel. Nach dem Tod des Hengstes schenkte der König das Skelett der Landwirtschaft- lichen Hochschule in Hohenheim zu Studienzwecken. Heute ist dieses Skelett im Gestütsmuseum in Offenhausen immer noch zu sehen (→ S. 19).
Haupt- und Landgestüt
Marbach ist ein Haupt- und Land- gestüt. Die meisten anderen deutschen Gestüte sind „nur“ Landgestüte. Wo liegt der Unter- schied? Landgestüte stellen für die Pferdezüchter Deckhengs-
te bereit. Entweder direkt im Gestüt oder es werden Decksta- tionen im jeweiligen Bundesland mit den Hengsten des Gestütes beschickt. Die Züchter können dann mit ihren Stuten direkt in das Gestüt oder zu den Deck- stationen gehen, um die für die Zucht vorgesehene Stute decken zu lassen. Ein wichtiger Beitrag der Landgestüte ist das Bereit- stellen von Sperma guter Hengs- te für die künstliche Befruchtung in den jeweiligen Besamungssta- tionen wie z.B. in Offenhausen.
Marbach ist nun zusätzlich noch Hauptgestüt. Dies bedeu- tet, dass hier noch Stutenherden für die Zucht gehalten werden und dass im Gestüt selbst ge- züchtet wird. Eine weltweit ein- zigartige Zuchtstutenherde ist in Marbach zu Hause: Die legendäre „Silberne Stutenherde“ der Weil- Marbacher Vollblutaraberzucht.
Gestütsgebäude
Der derzeitige Gebäudebestand der Gestütshöfe entspricht in weiten Teilen dem Zustand des 19.Jahrhunderts. Der Bestand umfasst auf allen Gestütshöfen
und Vorwerken, also Marbach, Offenhausen, St.Johann und Güterstein rund 180 historisch bedeutsame Gebäude. Diese alten Gebäude machen neben den Menschen und Pferden das besondere und einmalige Ambi- ente des Gestüts aus. Wer diese schöne und einzigartige Gestüts- anlage betritt fühlt sich in eine andere Zeit versetzt.
Im Mittelpunkt steht auf dem rechteckig angelegten Gestüts- hof in Marbach der 1844 errich- tete Stutenbrunnen mit der in Wasseralfingen gegossenen Bron- zeplastik einer säugenden Stute. Sicherlich eines der bekanntes- ten Wahrzeichen Marbachs.
Die Marbacher Gestütsanlage wird durch die Landstraße L 249 geteilt. Unterhalb der Straße finden sich die Schmiede, Wag- nerei, Sattlerei und Werkstatt. In Richtung Lauter und Gästepark- platz ist die Deckstation mit den Gastboxen und dem hochmoder- nen Blockheizwerk.
In den Gebäuden um den Gestütshof sind die Deckhengste, das Informations- und Besucher- zentrum, die Geschirrkammer sowie die Gestütsverwaltung untergebracht. Oberhalb des Ge- stütshofes liegen die Ställe der Araber- und Warmbluthengste.
Darüber sind die neuen Ställe und Räume der Marbacher Lan- desfahrschule zu finden.
  
















































































   6   7   8   9   10